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Unterfeld wie weiter?

18. März 2017

Die Ergebnisse der Abstimmungen zum Bebauungsplan Unterfeld in Zug und Baar lassen es als fraglich erscheinen, ob wir die hoch gesteckten Ziele betreffend bauliche Verdichtung, im Kanton Zug erreichen können.

Um die Nachfrage nach Wohn- und Arbeitsraum befriedigen und gleichzeitig den Verbrauch von Landschaft einzuschränken, werden wir gezwungen sein,  unsere Quartiere mittels Verdichtung nach innen zu entwickeln.  Dies ist aber leichter gesagt als getan. Wie die Projekte  in jüngster Zeit zeigen, ist man insbesondere in den schon überbauten Quartieren nicht unbedingt begeistert, wenn Baulücken mit grossen und  anonymen Neuüberbauungen aufgefüllt werden. Die Bevölkerung fragt  sich zu Recht, welche Vorteile sie aus dieser Entwicklung hat.

Die meisten Verdichtungen können nur über einen Bebauungsplan realisiert werden und unterliegen somit dem Referendum. Daher ist absehbar, dass die Bevölkerung mit zunehmendem „Dichtestress“ kritisch auf solche Vorhaben reagieren wird.  Nun zu glauben, mit der Durchführung eines Architekturwettbewerbs und ein paar Infoveranstaltungen die Quartiere für diese Vorhaben gewinnen zu können, wird sich zunehmend als naive Vorstellung von Technokraten erweisen. Im direktdemokratischen Alltag der Schweiz wird ein solches Vorgehen vermehrt Schiffbruch erleiden.

Wollen wir unsere Quartiere wirklich verdichten, ist ein Paradigmenwechsel notwendig.  Es braucht eine Planung von unten nach oben und nicht von oben nach unten. An erster Stelle müssen die Bedürfnisse der Quartierbevölkerung stehen. Sie hat einen Anspruch darauf, dass mit einer Verdichtung ein besseres, lebenswerteres Quartier entsteht. Sie hat ein Recht darauf, dass ihre Anliegen im Planungsprozess von Anfang an miteinbezogen werden. Die Quartierbevölkerung muss die Trägerin der Entwicklung sein.  Bevor die einzelnen Bebauungspläne gestartet werden, ist in einem intensiven Mitwirkungsverfahren ein Masterplan für das Quartier zu erarbeiten, welcher die Grundlage darstellt für die nachfolgenden Schritte. Ich werde mich dafür einsetzen, dass im kantonalen Richtplan und auch im Baugesetz sichergestellt wird, dass als Grundlage für die Bauvorhaben in einem Quartier eine Masterplanung gemeinsam mit der Bevölkerung zu erarbeiten ist.  Ich bin überzeugt, dass wir eine gute Siedlungsqualität und damit die Zustimmung der Bevölkerung für die Verdichtung nur dann erhalten werden, wenn diese Bevölkerung den Prozess in ihrem Interesse mitgestalten kann.

Wichtig ist mir, dass ein Bewusstsein entsteht, dass wir selbst die Architekten unserer Zukunft sind. In unserer direkten Demokratie sind wir nicht die Opfer einer Entwicklung, sondern haben die Mittel, unsere nächste Umgebung zu gestalten. Entscheidend ist aber, dass wir uns einbringen und mitgestalten wollen. Dabei ist aber jeder gefordert, das Gesamtinteresse an genügend Wohn- und Arbeitsraum im Hinterkopf zu behalten und verantwortungsbewusst mit seinen Mitwirkungsmöglichkeiten umzugehen. Wird die Mitwirkung missbraucht, um jede bauliche Veränderung abzublocken, werden alle Mieter und Wohnungskäufer infolge der explodierenden Preise die Zeche bezahlen. Meinerseits werde ich mich im Kantonsrat dafür einsetzen, dass wir alle in unseren Planungsprozessen vermehrt  die Möglichkeit bekommen, uns aktiv einzumischen.